Marktbeobachtung

Seit 2004 führt die ZKR in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission und dem Binnenschifffahrtsgewerbe eine Marktbeobachtung durch, die von der Europäischen Kommission zu 50% mitfinanziert wird. Nachdem sich die Beobachtung zunächst auf die in der Rheinschifffahrt vorhandenen Informationen und Ansätze stützte, ist sie in der Folgezeit, soweit zuverlässiges Datenmaterial für entsprechende Analysen verfügbar war, nach und nach auf das gesamte europäische Wasserstraßennetz ausgeweitet worden. Allgemein gesprochen handelt es sich um ein Projekt, das fortwährend weiterentwickelt und entsprechend den Bedürfnissen und Möglichkeiten um neue Ansätze ergänzt wird.

Ziele der Marktbeobachtung

Marktbeobachtung

Die Marktbeobachtung zielt auf die periodische Bereitstellung von Informationen ab, anhand derer die konjunkturellen und strukturellen Tendenzen im Binnenschifffahrtssektor festgestellt, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit beurteilt und mittels ökonometrischer Modelle mittelfristige Prognosen erstellt werden können. Ihre Ergebnisse sind zwar vornehmlich für die politischen Entscheidungsträger bestimmt, können aber auch für ein breiteres Publikum interessant sein.

Die Beobachtung erfolgt anhand von Indikatoren, welche die verschiedenen auf den Binnenschifffahrtsmarkt einwirkenden Aspekte und Faktoren abdecken. Ihre Entwicklung wird in den Publikationen über mehrere Jahre hinweg analysiert und erläutert. Zu den wichtigsten Ansätzen zählen die Beobachtung

  • der konjunkturellen Tendenzen in Beförderungsangebot und -nachfrage (Güter- und Fahrgastbeförderung);
  • der Betriebsbedingungen auf dem Markt (Frachtraten, Auslastung des Laderaums, Betriebskosten, Investitionsmöglichkeiten, Wasserführung);
  • die Entwicklung des Modal-Split-Anteils der Binnenschifffahrt in den verschiedenen Märkten;
  • der Arbeitsmarktentwicklung im Bereich der Binnenschifffahrt;
  • verschiedener Aspekte der Schifffahrtssicherheit (Unfallzahlen usw.);
  • der Struktur des Gewerbes.
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Untersuchungsgebiet

Untersuchungsgebiet

Die Marktbeobachtung erstreckt sich auf das gesamte Wasserstraßennetz der Europäischen Union zuzüglich der Schweiz und einiger nicht der EU angehöriger Donauanrainerstaaten wie Serbien und Kroatien. Bei der Analyse der verschiedenen geographischen Märkte werden die jeweiligen Besonderheiten berücksichtigt.

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Methodologie

Die Beförderungsnachfrage auf dem Binnenschifffahrtsmarkt wird anhand der Beförderungsmenge (in Tonnen) und der Beförderungsleistung (in Tonnenkilometer) untersucht.
Dabei wird zwischen drei Sektoren unterschieden: der Trockenschifffahrt (Beförderung in loser Schüttung, Containerverkehr), der Tankschifffahrt und der Fahrgastschifffahrt (Tagesausflugs- und Kreuzfahrtschiffe).
Auf dem Güterverkehrsmarkt ist innerhalb der betreffenden Sektoren zwischen Segmenten mit unterschiedlichem Spezialisierungsgrad (die auch als Branchen bezeichnet werden) zu unterscheiden.

So unterscheidet man

in der Trockenschifffahrt
die traditionellen Märkte für die Beförderung von Schüttgut:

  • Eisen- und Stahlindustrie (Erze, Eisen, Stahl und Metallabfälle)
  • Energiebranche (Kohle)
  • Baugewerbe und öffentliche Bauaufträge
  • Landwirtschaft
  • Chemieindustrie

die neuen Märkte, d. h. den kombinierten Güterverkehr:

  • Containerverkehr
  • Straßenverkehr
  • Distribution

in der Tankschifffahrt:

  • die Energiebranche (Leicht- und Schwerölerzeugnisse)
  • die Chemieindustrie (chemische Erzeugnisse und Flüssiggase)

Das Beförderungsangebot wird aufgrund der Tonnage-Kapazität der auf den europäischen Wasserstraßen potentiell aktiven Flotte untersucht. Als "potentiell aktiv" werden jene Schiffe angesehen, welche die für die Fahrt auf diesen Wasserstraßen erforderlichen Zeugnisse und Bescheinigungen besitzen und einer Beförderungsnachfrage daher unmittelbar nachkommen können.

Aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage auf dem Markt ergibt sich die Höhe der Frachtraten. Diese stellt die wichtigste Grundlage für die mikroökonomische Analyse der betreffenden Unternehmen dar.

Die Analyse der Entwicklung dieser drei entscheidenden Faktoren ermöglicht eine weitgehende Bewertung der wirtschaftlichen Lage dieses Verkehrsträgers. Da Beförderungsangebot und -nachfrage auf mesoökonomischer Ebene angesiedelt sind, lässt sich anhand der Höhe der Frachtraten kombiniert mit der Beförderungsleistung oder Beförderungsmenge die Tendenz der wirtschaftlichen Entwicklung des gesamten Sektors abschätzen. Vergleicht man diese Tendenz mit der Entwicklung der wichtigsten Betriebskosten, kann man die Entwicklung der Investitionsfähigkeit in der Binnenschifffahrt ermitteln.

Neben diesen zentralen Aspekten werden auch exogene Faktoren berücksichtigt, welche die Entwicklung entscheidend beeinflussen können. Dabei handelt es sich um

  1. die Wasserführung der frei fließenden Wasserwege;
  2. die Wettbewerbsposition und den Modal Split in Bezug auf die Branchen und Marktsegmente;
  3. den Arbeitsmarkt und die Verfügbarkeit einer ausreichenden Anzahl qualifizierter Arbeitskräfte;
  4. die Kapazität der Infrastruktur (Schleusen, Häfen, multimodale Terminals in den Seehäfen usw.).

Veröffentlichungen im Rahmen der Marktbeobachtung
Die Analysen und Informationen, die im Rahmen der wirtschaftlichen Beobachtung der Binnenschifffahrt erarbeitet werden, können auf der Website der ZKR abgerufen werden (www.ccr-zkr.org) und sind auf Anfrage beim Sekretariat auch in gedruckter Form erhältlich (ccnr@ccr-zkr.org). Sie umfassen:

  • Gesamtberichte (Frühjahr/Herbst),
  • Konjunkturzwischenberichte und
  • verschiedene statistische Daten.

Organisation der Marktbeobachtung
Die Marktbeobachtung findet im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen den internationalen Gewerbeverbänden EBU und ESO, dem Sekretariat der Zentralkommission und der Generaldirektion Mobilität und Verkehr (MOVE) der Europäischen Kommission statt. Die konkrete Durchführung erfolgt durch das Sekretariat der Zentralkommission.

Arbeitsstruktur
Um eine konzertierte und möglichst zielgenaue Marktbeobachtung zu gewährleisten, wurden die folgenden Arbeitsgremien eingerichtet:

  • ein Verwaltungsausschuss, der sich aus Vertretern der Projektpartner zusammensetzt;
  • eine Arbeitsgruppe Marktbeobachtung (G/OM),
    die aus nationalen Vertretern der Mitgliedstaaten der EU und der ZKR sowie Vertretern des Gewerbes besteht und mit der Prüfung und Vertiefung der Methodologie betraut ist.

Bei der Durchführung wird das Sekretariat der ZKR von einer Gruppe von Gewerbesachverständigen unterstützt. Dies gilt jedoch nur für den westeuropäischen Markt. Was den Donaumarkt angeht, werden regionale Foren veranstaltet.

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